banner
Home > Geschichte > Der Bergbau im Rheingau

Der Bergbau im Rheingau

Die Dachschiefergruben, von denen einzelne mit Unterbrechungen noch bis nach Ende des letzten Krieges im Betrieb waren, liegen im wesentlichen im Wispertal. Nachdem hier früher bereits an vielen Stellen Dachschiefer in Tagebauen und kleineren Stollenbetrieben gebrochen worden war, erlebte dieser Bergbauzweig im Laufe des vergangenen Jahrhunderts noch einmal eine Blütezeit. So waren zeitweilig bis zu 70 Bergleute vorwiegend aus den Orten Espenschied, Ransel und Wollmerschied auf den damals betriebenen Dachschieferbergwerken beschäftigt.

Als Betreiber von Gruben und Bergwerkseigentümer verdient die Familie Wilhelm zur Laukenmühle besondere Erwähnung, an deren Namen noch heute das verliehene Dachschieferbergwerk "Consol. Wilhelm" in der Gemarkung Geisenheim erinnert, das im Jahre 1861 aus einer Consolidation (Zusammenlegung) der kleineren Dachschieferfelder Wurzelberg, Schäfersberg, Wilhelm, Wurzelgraben und Hohlberg entstand. Die Namen der verschiedenen Gruben sind meist auf Flurnamen, teilweise aber auch, wie z. B. im Falle des Feldes Wilhelm, auf den Betreiber zurückzuführen. -

So intensiv die Bemühungen um den Aufschluss spaltbarer Schiefermittel und die Fortführung der einzelnen Gruben auch waren, im Laufe der Zeit konnten sie sich gegen die bessere Qualität und die günstigeren Lagerstätten- und Transportverhältnisse der benachbarten Schieferbergbaugebiete im Kauber und Mayener Raum nicht durchsetzen, so dass gegen Ende des Jahrhunderts nach einer nochmaligen kurzen Belebung des Betriebs und Absatzes in den Gründerjahren eine Grube nach der anderen stillgelegt werden musste.

So stellte im Jahre 1896 die Grube Bergmannshoffnung bei Wollmerschied, 1899 die Grube Anna bei Espenschied, 1902 die Grube Hubertus bei der Laukenmühle in der Gemarkung Geisenheim, 1907 die Grube Schloßgarten in der Gemarkung Eltville und die Grube Jordan bei Ransel ihren Betrieb ein.

Um 1920 wurde nochmals versucht, den Dachschieferbergbau im Rheingaukreis zu neuem Leben zu erwecken. So wurden über jeweils kürzere Zeit die Gruben Charlottenburg und Jordan bei Ransel sowie die Gruben Beschwerlichkeit bei Espenschied und Bergmannshoffnung bei Wollmerschied mit Belegschaften bis zu 20 Bergleuten noch einmal in Betrieb genommen. Eine wirtschaftliche Gewinnung von Dachschiefer erwies sich jedoch auf die Dauer als nicht möglich, so daß im Jahre 1928 die Grube Bergmannshoffnung als letzte ihre Förderung wieder einstellte.

Im Rahmen der Autarkiebestrebungen vor dem letzten Kriege wurden in den Jahren 1936 und 1937 nochmals Arbeiten auf der Grube Beschwerlichkeit vorgenommen, die jedoch auch nicht zu einem rentablen Betrieb führten. Auch neuerliche Versuche, die nach dem Kriege auf den Gruben Dunkeldell bei Lorchhausen und Hubertus bei der Laukenmühle unternommen wurden, brachten keinen Erfolg, so dass es heute um den Schieferbergbau im Wispertal still geworden ist, zumal auch die benachbarten, früher blühenden Schieferbergbaugebiete mit Aufkommen des billigeren Kunstschiefers und anderen Dachbedeckungsmaterials aus Kunststoffen erhebliche Sorgen um die Wirtschaftlichkeit ihres Bergbaubetriebes haben.

Währenddem Kurmainz Luftschlösser baute, trieben Assmannshäuser Bergleute Stollen in die Erde und suchten im Silberberg nach Bleiglanz, der einen geringen Silbergehalt hatte, und später auch nach Mangan. 1431 wird der Silberbergbau erstmalig erwähnt, 1437 taucht im Zusammenhang mit dem Bergbau zum ersten Male der Niederwald auf, der später für das Aufblühen Assmannshausens so große Bedeutung haben sollte. Der Bergbau, mit Ausnahme der erst vor etwa 35 Jahren eingestellten Quarzitgewinnung, erlischt um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Neben den bereits genannten beiden größeren Eisenerzbergwerken wurden noch die kleineren Gruben Jägerhorn und Süßberg bei Mittelheim und die Grube Eisenloch bei Aßmannshausen mit geringerer Belegschaft betrieben. - Nachdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ergiebigsten Teile der sekundären Erzvorkommen abgebaut waren und die inzwischen entdeckten Teerfarbstoffe in größeren Mengen hergestellt wurden, ging der Absatz der Gruben stark zurück, so dass zuerst die kleineren Gruben zum Erliegen kamen, während die größeren Anlagen Consol. Schloßberg und Höhrkopf ihr Leben bei laufend sinkender Produktion und Belegschaftszahl noch bis zum Jahre 1910 fristen konnten. Seitdem wird im Rheingaukreis kein Eisenerzbergbau mehr getrieben.

In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde auf dem Rothenberg oberhalb von Geisenheim ein Vorkommen von Kaolin entdeckt, dessen Ausbeutung nach mehreren missglückten Versuchen, das anstehende Rohmaterial wirtschaftlich zu verwerten, kurz vor der Jahrhundertwende durch den Industriellen C. Hugo Erbslöh aus Düsseldorf aufgenommen wurde. Mit der Errichtung zweckmäßiger Aufbereitungsanlagen im Jahre 1896 wurde der Grundstock für das heute noch bestehende Unternehmen geschaffen. Die Geisenheimer Kaolinwerke der Firma Erbslöh & Co. in Geisenheim beschäftigen zur Zeit mehr als 100 Belegschaftsmitglieder. - Der Rolikaolin wird auf mehreren Sohlen im Tiefbau und im Tagebau bergmännisch gewonnen. Das Rohmaterial wird teilweise ohne weitere Verarbeitung direkt abgesetzt, teilweise aber auch nach Durchlaufen von Waschanlagen, Hydrozyklonen, Filterpressen und Trocknungsanlagen als feinst geschlämmter Geisenheimer KaoIm besonders an die Papierindustrie und die chemische Industrie verkauft.

Unter der Aufsicht der Bergbehörde standen im Rheingaukreis als zweiter Betrieb noch der Quarzitbruch Niederwald bei Aßmannshausen der Heinrich Koppers GmbH. in Düsseldorf. In dem Bruch wurde Felsquarzit als Rohmaterial für die feuerfeste Industrie der Eigentümerin gebrochen und zur Herstellung von Schamotte- und Silikasteinen zur Auskleidung von Koksöfen und metallurgischen Anlagen verwendet.

Quelle: http://www.johannisberg-web.de/johannisberg/johannisberg_bergbau.htm